Champagnergläser

Prosecco, Spumante, Brut & Co: Antworten auf prickelnde Fragen

Alles Prosecco, oder was? Es sprudelt zumindest. Oder ist es doch Sekt? Spumante? Was ist der Unterschied? Hier geht’s zur Sache!

Prosecco ist wirklich längst kein Unbekannter mehr. Wir wissen: Da ist etwas Sprudelndes im Glas, das erfrischt und erfreut. Er ist leicht zu trinken und passt im Prinzip zu jedem Anlass. Egal, ob zum Freundinnenfrühstück oder auf dem Sommerbalkon. Beim Ausflug in den nahen Süden auf der Piazza oder zu einem Fischessen. Der „Prosecco“ ist immer und überall.

Doch ist das wahr? Zum einen begegnen wir häufig einem Phänomen, das sich in der Sprachwissenschaft Deonym nennt. So wie man Tempo sagt und Taschentuch meint. Deshalb ist es bei Weitem nicht immer Prosecco, was als solcher serviert wird. Denn die Traube macht den Unterschied!

Dazu kommt, und das haben wache Genussmenschen natürlich schon festgestellt: Nur weil es sprudelt, heißt nicht, dass die Qualität passt. Manchmal trinkt man doch gleich lieber Mineralwasser, oder?


Buchbanner Friaul-Julisch Venetien

Wie hat es mit dem Prosecco angefangen?

Generell ist der Boom der prickelnden Weine auf die 1980er- und 1990er-Jahre zurückzuführen. Zunächst hatte man noch einfachen, billigen Wein mit Kohlensäure versetzt. Weltweit war der Lebensstil im Wandel, man saß nicht mehr nur bei Tisch, um Wein zu trinken. Das Leben wurde „schneller“ und in mancherlei Hinsicht auch unkomplizierter. Der Weingenuss demokratischer.

Der Prosecco entpuppte sich, im Unterschied zum Champagner, als leicht zugänglicher kleiner Luxus des Alltags, insbesondere Frauen liebten (und lieben) ihn. Der Alkoholgehalt ist mit circa 11,5 bis 12 Volumenprozent vergleichsweise niedrig.

2009 erhielt der Prosecco in Italien das Qualitätssiegel DOCG bzw. DOC – und ab da ging es auch qualitativ steil mit ihm bergauf. In der ganzen Welt. Als Trendsetter fungierten hier Metropolen wie New York und London, wo der italienische Lifestyle sexy war und nur allzu gerne in die eigene Lebenskultur eingeflochten wurde.

Eine gepflegte Glaskultur ist Voraussetzung für den perfekten Weingenuss.
Speziell im Sommer sind gekühlte Gläser das kleine Extra.

DOCG und DOC garantieren Qualität und Herkunft

Doch die geschützten Ursprungsgebiete des „echten“ Prosecco sind und bleiben Venetien sowie Friaul-Julisch Venetien. Aus letzterer Region stammt, historisch gesehen, seine Traube. Der Ort Prosecco im Karst oberhalb von Triest zeugt davon. Und um das Ganze noch ein wenig zu verkomplizieren: Die Traube heißt heute offiziell Glera. Und nur aus ihr darf Prosecco gemacht und dann auch so genannt werden.

Und wie kommen nun die Bläschen in den stillen Grundwein? Dem Frizzante kann man recht einfach Kohlensäure zusetzen. Bei der qualitätsvolleren Herstellung, etwa bei Spumante, der in Österreich als Schaumwein oder Sekt bezeichnet wird, setzt man daher vorwiegend auf die Charmat-Methode (zweite Gärung im großen Edelstahltank) oder auf die Champagner-Methode, bei der die zweite Gärung mittels Hefe und Zucker in der Flasche angeregt wird. Letztere wird in Italien meist Metodo Classico genannt.

Nicht zuletzt: Je länger der Wein „auf der Hefe“ bleibt, desto feiner sind seine Bläschen, die bollicine. Sie nennt man in der Fachsprache Perlage, Mousseux oder auch Sparkling. Und: Die empfohlene Trinktemperatur liegt durch die Bank bei circa 6 oder 8, maximal 10 °C.

Die genannten Methoden können grundsätzlich für alle gewünschten Rebsorten angewendet werden. Egal ob für Glera oder andere autochthone und internationale Weine.

Das DOCG-Gebiet des Proseccos liegt jedenfalls in der Region Venetien. Von dem Hype rund um den Prosecco ließ sich aber auch Friaul-Julisch Venetien beeindrucken. Das hatte zur Folge, das man sich insbesondere auf die Versektung (spumantizzazione) der autochthonen Rebsorten wie Ribolla Gialla und Malvasia, aber auch internationaler Rebsorten wie Chardonnay oder Pinot Nero konzentrierte.

Prosecco
Je feiner die Perlage, desto intensiver der Genuss:
Die Bläschen dürfen im Mund schmeicheln, auch animieren, aber nicht scharf oder brennend sein.

Prickelnde Weine in Friaul-Julisch Venetien

Die Vorreiter, die den Trend und damit auch das Geschäft schon früh erahnt haben, waren ab den 1960er-Jahren zwei große Persönlichkeiten der friulanischen Winzerszene: Manlio Collavini in Corno di Rosazzo und Pietro Pittaro in Codroipo. Ihre Produkte sind bis heute Fixsterne am Sprudelhimmel. Bei Collavini ist es der leuchtend strohgelbe Ribolla Gialla Spumante, der langanhaltend Eindruck macht. Und bei Pittaro kommen für seine zwei Spielarten von Brut die Trauben von Chardonnay und Pinot Bianco, also internationalen Rebsorten, in die Flaschen und später in genussfreudige Kehlen.

Und der Prosecco selbst? Fand als DOC-Produkt wieder in seine ursprüngliche Heimat Friaul-Julisch Venetien zurück. Und zwar durch den Entdeckergeist eines Mannes, der sich mit Präzision und Innovationsfreudigkeit einen Namen gemacht hat: Vitjan Sancin hatte Mitte der 1990er-Jahre die Traube in Slowenien „wiederentdeckt“ und sie sozusagen nach Hause gebracht. Entgegen dem damals Üblichen setzte er auf die fast vergessene Glera. Seither kultiviert er sie beziehungsweise die Weine daraus mit Stolz und vor allem gemeinsam mit seinen Söhnen Devan und Alen. Der einmalig frische Brut White mit langanhaltender Perlage entsteht auf dem Monte d‘Oro, im triestinischen Karst, in Spitzenqualität.

Apropos Brut: Schon wieder ein Begriff, der auftaucht und häufig nebulös bleibt, wenn von prickelnden Weinen die Rede ist. Was sagt er uns? Er bezieht sich auf den Restzuckergehalt. Dieser liegt bei einem Brut unter 12 Gramm pro Liter. Die meisten der nach der Champagner-Methode hergestellten Schaumweine gehören zu dieser Klasse und befinden sich damit im Mittelfeld des Möglichen. Darüber und darunter gibt es noch weitere Stufen wie Extra Brut oder Extra Dry. Am unteren Ende der Skala liegt der Pas dosé oder Dosaggio zero mit bis zu 3 Gramm, am oberen Ende der Dolce mit bis zu 50 Gramm (so viel wie Milch).

Von besonderer Erlesenheit und Beliebtheit ist auch der Prosecco DOC von Ritter de Záhony in Aquileia: Auf dem weitläufigen historischen Weingut von Guido Rossignoli in der friulanischen Ebene wird der Prosecco zu 100 % aus der Glera-Traube hergestellt: Strohgelb, mit feiner Perlage und Würze ist er so ausgezeichnet, dass er als italienweit Bester seiner Kategorie gleich mehrfach prämiert wurde … und stammt dabei nicht einmal aus dem „Prosecco-Kronland“ Venetien! Selbst ein berühmtes Sternerestaurant in Rom lässt ihn von hier kommen.

Noch ein Tipp zum Schluss: Rosa ist ja beim Wein nach jahrzehntelanger Abwesenheit in den vergangenen Jahren wieder zur Trendfarbe geworden. Seit 2020 gibt es daher in der italienischen Weinordnung offiziell einen Prosecco rosé aus Glera- und Pinot-Trauben! Die Fortsetzung des Erfolgs scheint also garantiert.

Zu finden ist er in Friaul etwa als Joy Spumante Brut mit lachsrosa Ton, schönem Glyzinienduft und feiner Würze bei Forchir, einem traditionsreichen und gleichzeitig hochmodernen Weingut im Einzugsgebiet des Tagliamento.

Doch abseits aller Definitionen und Erklärungen – es entscheidet letztendlich der persönliche Geschmack, von welchen der prickelnden Wein-Varianten man sich besonders angezogen fühlt. Und bei der Vielzahl an Qualitätsproduzenten hilft ohnehin nur eines: Sich voller (Vor-)Freude durchzukosten!


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