Weinfahrrad historisch bei Pittaro

Pittaro: Eine Weinwelt zum Staunen

Wer den Wein lieber trinkt und nicht so gern im Museum anschaut, könnte bei Pietro Pittaro in Codroipo seine Meinung ändern. Denn selten gibt es Sehenswertes und Genussvolles so schön vereint.

Ein Weinmuseum? Mit etwas Geschichte zum Wein? In dem schlichten, aber eleganten Backsteingebäude offenbart sich so manche Überraschung. Normalerweise begegnet man in Italien dem Namen Pietro Pittaro so: auf den Etiketten von ausgezeichneten Schaumweinen. Dabei haben die Bollicine, die prickelnden Weine, in Friaul-Julisch Venetien keine besonders lange Tradition. Als der Prosecco in der Nachbarregion Venetien weltweiten Ruhm erlangte, sprangen einige – und bis heute immer mehr – friulanische Weinproduzenten auf den Zug auf.

Doch schon vorher, in den 1970er-Jahren, begann Visionär Pietro Pittaro die autochthone Rebsorte Ribolla Gialla zu versekten. Diese wurde bereits im 13. Jahrhundert angebaut, und der frische, strohgelbe (stille) Wein daraus ist heute als anpassungsfähiger Speisenbegleiter eines der Aushängeschilder der Region.

Pittaro produziert eine stattliche Anzahl von Weinen, darunter seine berühmten Spumante-Klassiker.

Beeindruckende Größen

In der weitläufigen Cantina mitten in der Ebene des Weinbaugebiets Grave del Friuli wird eine ganze Reihe von Spumanti hergestellt, nach Metodo Classico, also wie Champagner: Sie heißen hier „Talento Brut Etichetta Argento“ (aus Chardonnay und Chardonnay Musqué), „Pink Brut Rosato“ (Chardonnay/Pinot Bianco/Pinot Nero) oder eben „Ribolla Gialla Spumante“. Besondere Eyecatcher im Verkaufsraum sind die großen Flaschenformate wie Magnum (1,5 l), Jeroboam (3 l) und Methusalem (6 l).

Für den Hausherrn Pietro Pittaro, der aus einer Weinbaufamilie mit 400-jähriger Geschichte stammt, war es seinerzeit ein Experiment – auf trockenem, schotterigen Boden, in der Nähe der Flüsse Tagliamento, Meduna und Cellina, qualitätsvollen Wein zu machen. Heute umfasst das Weingut 90 Hektar und man weiß, das Schwemmland ist ein ideales Anbaugebiet mit großen Tag- und Nacht-Temperaturschwankungen und klimatischen Einflüssen von der Adria.


Buchbanner Friaul-Julisch Venetien

Gesammelte Schätze

Gleichzeitig begann der Winzer Kulturgeschichtliches zum Thema Wein zu sammeln: Zunächst waren es Bücher, heute umfasst die Bibliothek 3.000 Exemplare über Weinbau und Landwirtschaft. Später kam eine fantastische Sammlung venezianischen und böhmischen Glases – der wahrscheinlich bedeutendste Teil des Museums – hinzu. Weiters historische Drucke aus vier Jahrhunderten, Weinbau-Gerätschaften und Hunderte Weinflaschen aus der vorindustriellen Produktion, vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Der Clou sind aber wohl die weltweit einzigartige Sammlung an Spazierstöcken – ebenfalls mit bacchischen Motiven und sogar integrierten Fläschchen oder Korkenziehern! Auch für Fahrzeuge wie Kutschen, Fahrräder und, man glaubt es kaum, eine venezianische Gondel ist Platz!

Wenn wir durch das Weinmuseum schlendern, das sich über mehrere Stockwerke im ganzen Haus erstreckt, lässt sich in den Botteghe weiter in frühere Zeiten eintauchen: Liebevoll und originalgetreu nachgebaute Läden, etwa eine Etikettendruckerei, eine Osteria oder eine Vorratskammer, verstehen authentisch zu vermitteln! Insgesamt umfasst die Ausstellung im Museo del vino sagenhafte 10.000 Exponate.

Von der Cantina in den Keller

Nach all der beeindruckenden Geschichte kehren wir schließlich gerne in die Gegenwart zurück: Im Haus gibt es nicht nur den sehenswerten Spumante-Weinkeller, sondern natürlich auch den Verkaufsraum, wo man sich gleich selbst an den Verkostungsflaschen bedienen darf. Oder freundlich beraten wird, während man sich durch das stattliche Angebot an Weinen wie Friulano, Pinot Grigio, Traminer Aromatico, Cabernet, Refosco oder Merlot kostet. Woraufhin sicher die eine oder andere Flasche den Weg von der Cantina in den eigenen Keller finden wird.

Info Cantina und Weinmuseum Pietro Pittaro

Vigneti Pietro Pittaro, Via Udine 67, 33030 Codroipo

Geöffnet von Montag bis Samstag, Eintritt frei

Fotos: Nicole Richter, Pittaro (1)


Noch mehr charmante Weingeschichten?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert