Palmanova Piazza Grande

Ein Stern mit Namen Palmanova

Dort, wo Friaul-Julisch Venetiens Ebene sich Richtung Adria zu öffnen beginnt, liegt ein Städtchen, das durch seinen besonderen Umriss bekannt geworden ist. Doch Palmanova kann noch viel mehr!

Die Sternstadt im Herzen der friulanischen Ebene zeigt gerne wahre Größe: Auf der Piazza Grande, einem perfekten Sechseck von beeindruckendem Ausmaß, empfängt Palmanova seine Besucher mit offenen Armen. Das war aber nicht immer so. Als es 1593 von den Venezianern auf dem Gebiet dreier Dörfchen gegründet wurde, hatte es nämlich eine abwehrende Funktion: Palma, wie es zunächst hieß, sollte Bollwerk gegen Türkeneinfälle und später gegen übermäßige österreichische Expansionspläne sein.

Palmanova Luftaufnahme
Der Neunzack als Grundriss Palmanovas lässt sich natürlich aus der Luft am besten erkennen. Aber man kann ihn auch erwandern.

Wir verlassen also „gefahrlos“ an der Abfahrt Palmanova die italienische Autobahn A23. An der ersten Ampel fahren viele geradeaus, in das beliebte Palmanova Outlet. Oder nach rechts in den immerwährenden Sehnsuchtsort Grado.

Doch wir halten uns zunächst links! Kurz darauf, nach 750 Metern, erblickt man schon das mächtige Mauerwerk rund um die Stadt. Und damit die Einfahrt durch die Porta Aquileia. Außerdem ist Palmanova als eines der wenigen Alpen-Adria-Nahziele gut und auch reizvoll per Bahn erreichbar! Durch eine schattige Allee spazierend – oder radelnd – erreicht man dann vom kleinen Bahnhof über die Porta Udine bequem das Zentrum.

Drei Tore

Die durch und durch geometrisch angelegte Stadt verfügt über insgesamt drei Eintrittstore (an der Porta Cividale befindet sich das Militärgeschichtliche Museum). Außerdem drei namentlich zugeordnete Borghi, die Hauptstraßen, und sechs Contrade, die Viertelstraßen.

Alle Tore führen zur Piazza Grande, kann man hier sagen. In der Mitte des Platzes erblickt man jedenfalls schon von Weitem die Standarte, die gehisste Flagge: Sie hört auf den Namen Mario!

Das Zählen geht aber noch weiter. Wenn wir uns auf dem weitläufigen Platz beim Brunnensockel des „Mario“ um die eigene Achse drehen, erblicken wir staunend ganze acht Lokale. In deren Gastgärten kann man fast ganzjährig entspannt einen kräftigen Caffè oder eleganten Friulano genießen. In der Sonne oder im Schatten, der Radius von 360 Grad macht alles möglich!

Palmanova Piazza Grande
Die Piazza Grande mit dem strahlend weißen Duomo lässt genügend Raum zum Atmen. Außerdem zum Bewegen, Genießen – und Einkaufen am Wochenmarkt.

Auf der Piazza Grande

Sitzt man dann gemütlich, fällt einem gleich die weiß leuchtende Fassade des venezianisch geprägten Dogendoms aus dem 17. Jahrhundert auf, der den Heiligen Markus und Justina geweiht ist. Auch sein Inneres ist beeindruckend und auf alle Fälle einen Besuch wert. Was man ebenfalls bemerken wird: Der schon seit 2012 komplett autofreie Platz ist zur wärmeren Jahreszeit ein beliebter Ort nicht nur für spielende Kinder, sondern auch für (sportliche) Radfahrer.

Die palmengeschmückte Piazza hat auch zur Weihnachtszeit ihren Reiz.

Palmanova liegt direkt am Radweg Ciclovia Alpe Adria, der von Salzburg bis Grado führt. 20 Kilometer von Udine, 25 Kilometer von Grado entfernt, lässt sich hier trefflich eine Rast einlegen. Oder gleich im netten Hotel direkt auf der Piazza übernachten und sich morgens um 7 Uhr vom mächtigen Geläute des benachbarten Doms stimmungsvoll wecken lassen.

Wer es gern besonders lebhaft mag, sollte am Montag auf die Piazza kommen, denn da ist jede Woche Markttag! Es gibt eine bunte Auswahl an frischem Obst und Gemüse aus der Region, Käse und andere Milchprodukte bäuerlicher Produzenten sowie frischen Fisch aus der nahen Adria. Und natürlich, wie es sich in Italien immer noch gehört, das liebenswerte Kramasuri von Spülbürsten über Pyjamas bis hin zu Hauspantoffeln.

Palmanova ist UNESCO-Welterbe und Mitglied der Borghi più belli d’Italia, der schönsten Orte Italiens. Ein ambitioniertes politisches Team rund um den aktuellen Bürgermeister Giuseppe Tellini scheut keine Mühen, die circa 5400 Einwohner zählende Kleinstadt immer wieder groß herauszubringen. Etwa als Veranstaltungsort eines Halbmarathons im Herbst oder auch von sommerlichen Open-Air-Konzerten nicht nur italienischer Superstars.

Es gibt hübsche Geschäfte, darunter sogar Boutiquen, die keiner Kette angehören (eine Seltenheit!), einen Delikatessenladen, einen Fleischer, ein Fischgeschäft, einen Obst- und Gemüsehändler, mehrere Bäcker – und ein städtisches Theater!

Militärgeschichte und Freizeitpark

Präsent ist immer auch die militärhistorische Bedeutung. Nicht von ungefähr hatten einst die Venezianer und später Napoleon die Lage für strategisch interessant befunden und zum Schutz der Stadt drei Befestigungswälle (anelli) errichtet. Dazu noch neun Bastionen, das sind die „Sternspitzen“ des außergewöhnlichen Grundrisses der città stellata.

Zu erleben ist dieser am besten vor den Toren Palmanovas: Der ringförmige Grüngürtel „Parco dei Bastioni“ rund um die Stadt ist heutzutage glücklicherweise nur mehr für Freizeitzwecke von Bedeutung, und daher bei Spaziergängern, Läufern und Radfahrern gleich beliebt. Es gibt drei verschiedene Parcours – einen unteren, einen mittleren, einen oberen. Sie unterscheiden sich in der Länge und in der Wegbeschaffenheit. Wer auf dem kleinsten Ring, dem anello basso, zu Fuß die Stadt umkreist, braucht dafür je nach Gehtempo circa 50 bis 60 Minuten.

Besonders einladend ist Palmanovas Bastionenpark, weitläufig und großzügig wie die Piazza, mitsamt seinem Wassergraben im Frühjahr, wenn alles zu sprießen beginnt. Naturgemäß schon einige Wochen, bevor in nördlicheren Gefilden die ersten Knospen und Blütchen austreiben. Über das Jahr gesehen hat es in diesem „nahen Süden“ durchschnittlich an die fünf Grad mehr als beispielsweise im angrenzenden Kärnten.

Hänge voller Wolfsmilch schon früh im Jahr sind dem milden Klima und der „Unberührtheit“ der Böden zu verdanken.

Reizvolle Flora

Was hier alles wächst, ist ab Februar eine farbenfrohe Augenweide. Die aus botanischer Sicht in Italien einzigartigen „mageren Flachland-Mähwiesen“ (prati stabili) werden ein Mal im Jahr gemäht und weisen eine sensationelle Vielfalt an Pflanzenarten auf. Von Mädesüß über Gelben Lein, Baldrian, Wolfsmilch, Sumpfschwertlilien bis hin zu mehreren Orchideenarten … ach, ich könnte ewig aufzählen, so sehr begeistern mich die häufig unbeachteten Schönheiten am Wegesrand. Verschiedenste Wasservögel wie Reiher oder Möwen, Sumpfschildkröten, Nutrias und viele Frösche fühlen sich hier ebenfalls zu Hause.

Wer sich nun am Ende seines Bewegungsprogrammes nach etwas Stärkung sehnt, wird auch dabei in Palmanova und natürlich in der Umgebung fündig werden. Alle Himmelsrichtungen in Friaul-Julisch Venetien führen schließlich zum authentischen Genuss – zu Kulinarik, Wein und typischem Flair. Dafür stehen die Sterne hierzulande immer günstig.


Meine persönlichen Palmanova-Tipps

Sehenswertes in Palmanova

Vor der Porta Udine befindet sich das venezianische Aquädukt (seit 1751 in der heutigen Ansicht) mit der Roggia di Palma, der historischen Wasserversorgung aus 1171.

Museo Storico Militare, Porta Cividale. Militärgeschichtliches Museum mit Informationen zur Geschichte Palmanovas von 1593 bis heute.

Gallerie di Palmanova, zwischen der Porta Udine und der Porta Cividale. Dort befinden sich die unterirdischen Minengänge im zweiten Befestigungsring. Ein kleiner Teil des etwa 4 Kilometer langen Netzes ist zu fixen Zeiten für Besucher geöffnet und damit zu besichtigen. Gleich den angebotenen Audio-Guide auf Englisch anhören!


Essen & Trinken in Palmanova

Caffetteria Torinese, Piazza Grande 9. Der Platzhirsch. Drinnen und draußen gibt es bestens zubereiteten Kaffee, beeindruckende Patisserie und High-Level-Speisen zu genießen. Von frühmorgens bis spätabends. Dazu eine bemerkenswerte überregionale Weinauswahl. Von Gambero Rosso seit Jahren immer wieder zur „Besten Bar Italiens” gewählt.

Nonna Pallina, Borgo Cividale 14. Konditorei, berühmt für Panettone (Weihnachten) und Colomba (Ostern), beides italienweit prämierte Siegerprodukte. Besonders beliebt sind die frischen Eiskreationen und die unglaubliche Vielfalt an Mignons, den kleinen süßen Häppchen, meist aus Brandteig oder Mürbteig.

Il Muretto, Piazza Grande 15. Die freundliche Bar mit großem Gastgarten ist perfekt für einen Aperitivo! Besonders montagvormittags, am Markttag, dient sie als Treffpunkt vieler Palmarini, der Bewohner Palmanovas. Da geht die Post ab!

Il Melograno, Contrada Villachiara 34. Pizzeria, Ristorante, Shop. Hier gibt es im urbanen Ambiente außergewöhnliche, immer wieder neue Pizza-Kreationen mit hochwertigsten Zutaten aus regionalen Quellen. Außerdem moderne italienische Restaurantküche und ein sehenswertes Angebot für vegan, vegetarisch und glutenfrei genießende Feinschmecker.


Shopping in Palmanova

Mercato di Palmanova, Piazza Grande. Jeden Montag ist von 8 bis 13 Uhr Markttag. Das Warenangebot ist bunt gemischt: Obst, Gemüse, Käse und andere Milchprodukte, vorwiegend aus der Region. Außerdem Fisch, Blumen, Haushaltswaren. Zusätzlich gibt es außertourliche Märkte an Sonn- oder Feiertagen.

Macelleria Da Edoardo, Borgo Udine 5. Appetitanregende Fleischerei mit hausgemachten Salsicce, manchmal aus Kaninchenfleisch. Tomahawk- oder Fiorentina-Steaks und Kalbskoteletts, frische Burger-Pattys aus Chianina-, Angus- oder Bisonfleisch, schmackhaftes Geflügel. Zum Mitnehmen beispielsweise Lasagne oder Trippe.

Gastronomia da Mery, Borgo Aquileia, 2/b (gleich an der Piazza). Der fantastisch bestückte Feinkostladen bietet eine Vielzahl an Spezialitäten aus der Region! Von Salumi über Käse, Wein, Pasta bis hin zu Schokoladen, Marmeladen, Biscotti. Und eine Rosticceria-Theke, wo man frisch zubereitete Speisen, nur mehr zum Erwärmen, mit nach Hause nehmen kann. Außerdem gibt es einen hübschen Gastgarten.

Palmanova Village, SP 126 Km 1.6, 33041 Joannis di Aiello del Friuli. Vor den Toren Palmanovas befindet sich der Hotspot für Design-Fans in Form von 90 Geschäften für Bekleidung, Schuhe, Kosmetik, Sportmode, Haushaltswaren etc. Täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet!


Anreise nach Palmanova

Per Auto: A23, Abfahrt Palmanova. In der Kurzparkzone (mit Parkuhr) findet man häufig einen Parkplatz. Ansonsten auf dem öffentlichen Parkplatz Via Scamozzi. Alles ist fußläufig erreichbar.

Per Bahn: IC-Verbindung der ÖBB Wien–Venedig, in Udine umsteigen. Von dort gibt es regelmäßige und flotte Verbindungen nach Palmanova. Im Sommer wird der MICOTRA-Zug zwischen Villach und Triest geführt, mit Halt in Palmanova – besonders beliebt bei Radfahrern!

Per Fahrrad: Palmanova liegt direkt am Radweg Ciclovia Alpe-Adria, der Salzburg mit Grado verbindet. Etappe 8, Udine–Grado.


Fotos: Comune di Palmanova (3), Il Melograno (1), Palmanova Village (1). Alle anderen: Nicole Richter

Hinweis: Der hier veröffentlichte Text wurde zuletzt am 19.5.2023 aktualisiert. Erstmals erschien er am 9.3.2021.

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