Die Geräusche rundherum sind leiser geworden, das Leben fühlt sich wie in Schwebe an. Freilich, ein bisschen mehr bewegt sich mittlerweile dank verschiedener „Corona-Lockerungen“. Hierzulande und auf der anderen Seite der Alpen, im nahen Süden.
Doch im Hügelland der Colli Orientali, ganz im Osten Friauls, lebt man ohnehin in einer etwas „anderen“ Welt. Sie ist grüner, sie ist natürlicher. Wälder und Weingärten wechseln sich ab. In der Nähe von Cividale treffen wir eine an, die dort ist, „wo die Natur spricht“, und wie immer energiegeladen ist. Weinmacherin Bruna Flaibani wird schließlich auch jetzt gebraucht – von ihren Weinstöcken. Sie sind ihre wahre „Power “, wie sie selbst sagt. Aber gut, das ist kein Wunder.

Bruna schenkt ihnen ihre grenzenlose Aufmerksamkeit. Sie spricht mit ihnen, sie horcht in sie hinein, vielleicht ist da und dort eine Streicheleinheit dabei, wer weiß. Von den sechs Hektar Land des Familienbetriebs umfassen drei Hektar Weingärten. Einige der Rebstöcke sind sage und schreibe zwischen 40 und 90 Jahre alt! Was bei dieser kleinen Fläche und dem fabelhaften Alter herauskommt, lässt sich schon erahnen: Hochqualitative Weine in Handwerksproduktion. Im Prinzip eine One-Woman-Show. Etwas Unterstützung holt sie sich von Vater, Schwiegervater und Ehemann Maurizio, der aber selbst beruflich fest verplant ist.


Doch im Moment sind die Abläufe ruhiger geworden, die Kinder müssen nicht zur Schule, der Verkauf ist praktisch gestoppt. Und so reflektiert Bruna über die aktuelle Zeit: „Ich habe keine Angestellten, muss mich zumindest diesbezüglich nicht sorgen. Natürlich bekomme ich aber manchmal Angst. Gleichzeitig weiß ich, dass nichts mehr so sein wird, wie es war. Mit unserer ganzen Kreativität werden wir eine neue Zukunft erfinden müssen. Es scheint mir, als wäre ich von einem fahrenden Zug geschleudert worden und in einem zauberhaften Garten wieder aufgewacht …“

Und so streift sie weiter durch ihre in guter alter friulanischer Tradition teils gemischt bepflanzten Weingärten, dem Ruf ihrer Arbeit (oder eher: Berufung) folgend. Die biologische bzw. biodynamische Bearbeitung ihrer Weinstöcke ist seit zehn Jahren wichtiger Bestandteil Brunas Überzeugung. Wie sie überhaupt „klare Entscheidungen“ schätzt und „Leidenschaft, Ethik und Nachhaltigkeit“ als Stärkefelder ihres kleinen Betriebs sieht.


10.000 Flaschen jährlich sind gezählte Maßarbeit, zwei Weiß- und fünf Rotweine hat sie in ihrem Repertoire. „Alle sind Kinder derselben Mutter, alle sind anders, aber gleich schön!“, sagt sie über Riviere, Schioppettino oder Cabernet Franc. Der auf den ersten Blick ungewöhnlichste Wein (weil ja bitte alle erlesen sind …) ist ihr Pinot Grigio Ramato: Er kommt daher wie ein Orange Wine, ist aber keiner. 24 Stunden auf den Schalen verleihen dem „Weißwein“, der ein solcher auch wieder nicht ist, einen intensiven Kupferton. Was für ein Schelm! Und dass bei diesem edlen Getränk nicht nur das Auge, sondern auch der Gaumen jubelt, muss ich wohl nicht eigens betonen.

Wer nicht warten möchte, bis wieder höchstpersönlich und mit allen fünf Sinnen der Wein vor Ort zu erleben ist, kann sich derweil trösten: Bruna bietet virtuelle Weingartentouren an. Und wer dazu gleich die passenden Weine trinken möchte, der bekommt sie aktuell zu speziellen Paketpreisen (gültig bis Ende August 2020) sogar nach Österreich versandkostenfrei zugestellt!

Kontakt: Bruna Flaibani, Soc. Agr. Flaibani s.s., Loc. Casali Costa 7, 33043 Cividale del Friuli (UD), www.flaibani.it/en/
Fotos: Flaibani, Elena Roppa (1)