Frasca Pozzar Udine

Zeit für Tajut in Udine

Gehen wir auf einen Tajut! Und erleben das kleine, feine Italien-Feeling beim geselligen Glas Wein. So wie die waschechten Friulaner es auch lieben: Das Ritual des Tajut ist ihnen heilig.

Urbanes Feeling mit ursprünglichem Charakter? Das findet sich auf einmalige Weise in einer der reizvollsten Altstädte des Alpen-Adria-Raums – in Udine. In der Hunderttausend-Einwohner-Stadt in Friaul-Julisch Venetien lässt es sich herrlich absichtslos drauflosstreunen. Wer die Augen offenhält, wird ohnehin gleich angelockt: Von der Tradition des Tajut, die hier fest verankert ist: Zur Aperitivo-Zeit, also wochentags nach der Arbeit bzw. vor dem Abendessen oder samstagmittags vor dem Pranzo, trifft man sich bei einem gemütlichen Glas Wein.

Der Wein als Treffpunkt

Im Original ist das ein Weißer oder Roter vom offenen Hauswein. Der Name Tajut kommt aus dem Friulanischen, auf Italienisch taglio, der Schnitt. Warum er in diesem Zusammenhang verwendet wird, lässt sich nicht genau zurückverfolgen. Manche sagen, er kommt vom „Strich“ auf dem Weinglas, andere vom „Verschnitt“ aus einfachem mit besserem Wein. Das Ritual schließt jedenfalls meist ein paar Stuzzichini, appetitanregende Häppchen (häufig vom Wirt offeriert), mit ein. Und gelebt wird es in der Region eben nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt.

Neues mit Tradition

Eine ganze Reihe traditioneller Osterie sind Ankerpunkte der beliebten Tradition. Vor Kurzem hat der erste Agriturismo, ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Gastronomie, eröffnet, der seinen Ausschank mitten in der Altstadt Udines hat: Gleich in der Nähe der Universität gibt es in der Frasca Pozzar (Piazzetta Antonini) den Tajut um einen Euro, dazu Brötchen (tartine), friulanischen Aufschnitt (affettati misti), die urtypischen hartgekochten Eier, saures Eingelegtes aus eigener Erzeugung und vieles mehr. Die Udineser haben diesen neuen Platz der Ursprünglichkeit schnell in ihr Herz geschlossen.

Ein ewiger Klassiker in ebenfalls zentraler Lage ist die Osteria Pieri Mortadele (Via Bartolini 12) mit langer Geschichte und humorvollen Wirtsleuten: Berühmt für ihre Riesenmortadella im Lokal, von der auch Würfel abgeschnitten und serviert werden, und die hervorragenden friulanischen Weine ist sie seit einem halben Jahrhundert Lieblingsort für einen unkomplizierten Tajut. Seit Februar 2024 zwar an einem neuen Standort, nur wenige Meter vom vorherigen entfernt, aber immer noch mit dem Anspruch, eine urige und traditionelle Osteria zu sein.

Von sehenswert bis modern

Vielleicht berühmter als klassische Sehenswürdigkeiten ist das Al Cappello (Via Paolo Sarpi 5) mit den ungezählten Hüten an der Decke als Markenzeichen. Angesiedelt in einem historischen Palazzo bietet diese gastronomische Institution beste regionale, aber auch einige internationale Weine. Dazu: Gleich rechts in der Vitrine die Verlockung pur – die legendären farbenfrohen Tartine als beste Begleitung zum Tajut.

Besonders zum Wochenende hin sind die Aperitivo-Hotspots wie Weinbars oder Bierpubs gut besucht. Etwa rund um das „Wohnzimmer“ Udines, die Piazza Matteotti, wo sich eine Bar an die andere reiht. Im Sommer mit gut gefüllten Gastgärten auch mitten auf dem Platz. Zwei Mal ums Eck geht man zum Leon d’Oro (Via dei Rizzani 2), einem der Lieblingslokale der Einheimischen. Dort gibt es eine beachtliche nationale und internationale Weinauswahl, Champagner, Bier – und ganz klar: Spritz Aperol! In der warmen Jahreszeit herrscht vor dem Lokal ordentlicher Andrang und es wird geplaudert, gelacht und getrunken. So, wie es uns gefällt!

Jedenfalls gemütlich und genussvoll

Schick-heimelig ist es in der Osteria Da Michele, wo die Prosciutto-Keulen appetitanregend von der Decke hängen und die übervollen Kreidetafeln Lust auf edle Weine, feine Crostini (knusprig getoastete Brötchen) oder auch einmal Austern machen. Es gibt außerdem raffinierte warme Gerichte.

Etwas abseits vom Zentrum, doch dafür umso authentischer, ist die Osteria Al Canarino (Via Cussignacco 37). Hier können wir den wahren Charme einer der ältesten Gastwirtschaften – aus 1803 – kennenlernen. Mitsamt gut sortierten friulanischen Weinen, typischen Stuzzichini und auch warmer Küche. Prädikat: Echt urig!

Wer erst auf den Geschmack gekommen ist, wird den Tajut sicher gleich zur eigenen Tradition werden lassen. Dazu stellt man sich am besten wie die Einheimischen an die Theke – und unterhält sich sich über Gott und die Welt. Oder über Fußball.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde zuletzt am 5.4.2024 aktualisiert!


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