Wenn das die Vorfahren wüssten
Das Örtchen San Lorenzo in Friaul-Julisch Venetien erweckt vielleicht den Eindruck, dass es erst – wie ein Dornröschen – wachgeküsst werden muss. Die Häuser sind unterschiedlichen Zustands. Hervorstechen tun die makellosen Gebäude des renommierten Weinguts Lis Neris. Und an der Hauptstraße, in der Nähe der Kirche, befindet sich tatsächlich ein Kleinod der friulanischen Gastlichkeit. Von außen nicht gleich erkennbar, ist es jedoch einen genauen Blick wert. Juwelen liegen selten offen auf der Straße herum.
Schon seit 1910 gibt es an dieser Stelle eine Osteria, und seit 1975 ist sie in Familienbesitz. Das Ambiente mit Sichtmauerwerk und liebevoll gestalteten Räumen ist entsprechend gemütlich-rustikal. Überall Weinflaschen und Gläser als gern gesehene Dekoration.
Der junge Betreiber, Denis Riggi, hat nach Auslandsjahren das Zepter hier übernommen. Er gibt sich locker-leger, ist aber ernsthaft bei der Sache: Eine beeindruckende Weinauswahl führt dazu, dass die unterirdische Cantina oft aufgesucht wird, schließlich sind die glasweisen Angebote abzurufen.
In der Küche regieren die Frauen – Denis‘ Mutter und seine Partnerin. Sie sind Meisterinnen der friulanischen Küche, die aber bei ihnen einen modernen Twist bekommt. Als raffiniertes Stuzzichino kommt eine „Polpettina da Osteria“, ein Fleischbällchen nach Osteria-Art, hübsch serviert. Gern werden auch Slow-Food-Presidio-Produkte verarbeitet, etwa in Gerichten wie Orzotto mit Sclopit und Pitina oder Cjsarsons mit Varhackara. Als Secondo locken Lubjanska mit „Speck cotto“ (geräuchertem Schinken) und Montasio, weiters Frico oder Wildschweingulasch.
Alles wird ansprechend präsentiert. Und zum Abschluss darf es an der Theke noch ein Pelinkovac aus Gorizia sein. Die Vorfahren (Antenati) wären sicher stolz auf das Dargebotene.
Genussadresse
Osteria agli Antenati, Via Udine 18, 34070 San Lorenzo Isontino