Strunjan_Ginsterblüte

Strunjan: Kunterbunt für alle Sinne


Die Idee war eine mußevolle Wanderung über dem slowenischen Meer. Herausgekommen ist: ein kunterbuntes Erlebnis in einem Naturparadies. Schön zum Sattsehen.

Schon kurz nach dem Losmarschieren beginnen meine Sinne hochzufahren. Die Blütenvielfalt rundum ist einfach überwältigend: intensiv duftende Ginsterbüsche und Jasminhecken. So weit das Auge reicht sind da Feigenbäume, Olivenhaine und blühende Kakteen. Und: überall Artischocken! Einzelne Pflanzen, Reihen am Straßenrand, ganze Gärten voller Artischocken. So lange, bis diese schließlich mit Gnocchi und Seppie vereint auf meinem Teller landen – aber das sollte etwas dauern.

Der Sonne entgegen

Strunjan, im slowenischen Teil Istriens, verfügt im Grunde über eine strategisch ideale Lage. Auf dem Weg Richtung Süden und Meer biegen viele kurz vorher nach Izola ab. Oder haben Piran auf dem Radar und schalten damit wenige Kilometer nach Strunjan ihren Autopiloten ab.

Gewissermaßen in der goldenen Mitte befindet sich der Promontorio von Strunjan, wo es auf wenigen Quadratkilometern viel zu entdecken gibt: Nicht nur mehrere Gostilnas, zwei größere Hotels und ein hübsches Café unter Tamarisken, sondern vor allem ein Naturschutzgebiet mit zwei Naturparks. Dazu gehören auch die eindrucksvollen Salzbecken, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, weiters die Stjuža-Lagune – und nicht zuletzt eine 200 Meter lange Naturbucht!

Dieser wahrlich schützenswerten Natur nähert man sich am besten auf den romantischen und leicht begehbaren Wanderwegen, die ich besonders mag. Hier lässt sich entspannt und unaufgeregt mediterranes Feeling erleben und genießen.

Naturwunder Artischocken

Zum Teil marschiert man auf beschilderten Pfaden, mitunter nimmt man einen Feldweg, der wieder die Asphaltstraße in Sichtweite bringt. Vorbei an den besagten Artischockengärten – schließlich ist dieser Küstenabschnitt seit Jahrhunderten für die schmackhaften und gesunden Korbblütler, Verwandte der wilden Disteln, bekannt.
Im Frühsommer, circa im Mai, stehen sie stramm als grüne bis violette Knospen da und sind bereit zur Ernte. Die hier wachsende Sorte zeichnet sich übrigens durch eher kleinere Köpfe aus. Ein paar Wochen später leuchten die Artischocken als zauberhafte, lila blühende Schönheiten in der Landschaft. Ein Wunder zum Sattsehen.

Wandern mit Ausblick

Immer wieder blitzt beim Wandern die Mondbucht (slow. Mesečev zaliv, ital. Baia della Luna) herauf. Untermalt durch Schiffsgeräusche vom offenen Meer. Das Auge erfreut sich an der türkisblau changierenden Adria und an den bis zu 80 Meter hohen Flyschklippen darüber.

Oder am Ausblick nach Piran, wo die Domkirche St. Georg mit dem markanten venezianischen Campanile auf dem Felsen thront. Und dann blinzelt man wieder in die andere Richtung, nach Izola, das in seinem malerischen Halbbogen und dem ebenfalls weithin sichtbaren Glockenturm (der Kirche St. Maurus) gleich noch mehr Urlaubssehnsucht aufkommen lässt.

Wandertipp

Mein persönlicher Wandertipp in Strunjan

In Strunjan angekommen, nützt man am besten den großen öffentlichen (und kostenpflichtigen) Parkplatz. In kleine Nebenstraßen einzufahren und dort zu parken ist nicht erlaubt – neonfarbene Warntafeln drohen mit Strafe.

Mit kleinem Rucksack und etwas Wasser marschiert man drauflos, es geht sanft bergauf: Etwa beim Hotel Svoboda und dessen Parkplatz vorbei. Auf dem dort markierten Wanderweg kann man kaum irren, er führt direkt hinauf zum einfach begehbaren Küstenweg. Es gibt außerdem immer wieder Schautafeln, an denen man sich gut orientieren kann.

Man folgt dem Weg also weiter bis zum beliebten Fotomotiv und Panoramapunkt des weißen Strunjan-Kreuzes. Danach zeigt die malerische Route durch Pinienwald die prachtvolle Küstenlandschaft mit der darunterliegenden Bucht. Wenn man weitergeht, vorbei an schönen Wiesen, sieht man bald nach Izola hinüber.

An der Weggabelung Richtung Bele skale-Strand kann man sich rechts halten, um dann in einem Bogen auf schmaler Asphaltstraße wieder zurück Richtung Strunjan zu marschieren. Ein wenig darf man dem Orientierungssinn hier freie Bahn lassen.

Erreicht man schließlich einen Bildstock mit mächtigem Kaktus davor, hat man die Wahl: Hügelabwärts käme man zurück zum Parkplatz. Geht man nach rechts, also ein Stück wieder hügelaufwärts, gelangt man zum Wanderweg, den man vorher schon beschritten hat. Genau beim Kreuz geht es nach unten. Der Vorteil: Man kommt an einem einfachen Lokal vorbei, wo man sich im Gastgarten ein Glas Hauswein (oder einen špricar) und – mit etwas Glück – die gefüllten Paprika der Hausherrin genehmigen kann.

Bei der Marienkirche vorbei geht es weiter hügelabwärts, wo man bei einer kleineren Kapelle zurück zur Hauptstraße und damit zum Parkplatz gelangt.

Gehzeit ohne Pausen: ca. 1,5 Stunden. Siehe auch Skizze hier.

Empfehlenswert sind die detaillierten Informationen (auf Slowenisch, Italienisch und Englisch) und die Überblickskarte der Naturparks Strunjan.

Paradiesfrucht Kaki

Im Herbst hingegen, zwischen September und Dezember, gibt es wieder andere Highlights der Natur in Strunjan. Von den teils kahlen Bäumen leuchten ganz besondere Früchte: die Kaki. Sie sind in den vergangenen Jahren auch bei uns, also außerhalb ihres Anbaugebiets, immer beliebter geworden. Die Qualität der hiesigen Früchte, die bis in den friulanischen Collio bzw. die slowenische Goriška Brda verbreitet sind, ist jedenfalls unübertrefflich.

Die sogenannte Götterfrucht gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Ihr Farbspektrum reicht von gelb bis dunkelorange, und die Früchte sind, je nach Sorte, schnittfest bis saftig-weich. Ihr Geschmack? Man sagt, nach Marillen und Pfirsichen oder auch Honigmelone. Für mich: Einfach himmlisch. So stelle ich mir eine Paradiesfrucht vor, da muss der Apfel leider weichen.

Zur Saison kann man die Früchte in Strunjan auch steigenweise bei den Verkaufsständen am Straßenrand einkaufen. Daraus lassen sich herrliche Cremes, Kuchen und natürlich Marmelade machen. Für die süße Erinnerung an ein kunterbuntes Fleckchen Erde, das einem nicht so schnell aus dem Kopf geht und ganz sicher im Herzen bleibt.

Genusstipps

Meine persönlichen Genusstipps in Strunjan

Essen & Trinken

Gostilna Strunjan, Strunjan 23: Eine Gostilna mit typischem Charme und Gerichten, die vor allem Fisch und Meeresfrüchte im Fokus haben. Aber es gibt auch Pršut, Cevapcici, Steak und mehr. Umfangreiche, auch glasweise Weinauswahl. Die Küche ist durchgehend geöffnet und der Gastgarten immer gut besucht!

Okrepčevalnica pri Križu, Strunjan 144: einfache Gaststätte, ideal um vor oder nach dem Wandern gut beschattet eine kurze Rast einzulegen (s. Wandertipp oben).

Pinija Restaurant & Beach Bar, Strunjan 150: modernes Restaurant mit Pizzeria in schöner Lage.

Feste

Slowenien weiß, wie sein Nachbar Italien, die kulinarischen Schätze zu feiern. So gibt es in der Gegend um Strunjan lebhafte Feste zu Ehren der Artischocken (18.–19. Mai 2024), der Kaki (November) und zu anderen wertvollen Lebensmitteln wie Mangold und Olivenöl (April).


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