Ronchi Rò Dolegna del Collio

Ronchi Rò: Ein Genussort mit Muße

Ein Agriturismo in Italien ist ein authentischer Ort mit Bodenhaftung. Dies trifft auch bei diesem zu – nur verleiht die Kulinarik hier Flügel.

Ja, wir wissen, Geheimtipps sollte man eigentlich für sich behalten. Schließlich wollen wir magische Orte ganz für uns allein haben. Doch wir sollten auch bedenken, dass zu viel Geheimhaltung dazu führen kann, dass solche Schätze für immer verlorengehen. Ronchi Rò ist zu besonders, um nicht davon zu erzählen.

Es ist ein Ort abseits von Massen, romantisch, naturnah, innovativ und voller guter Energien. Das zauberhaft renovierte Steinhaus in Dolegna des Collio liegt eingebettet in der hügeligen Landschaft, die einen gemeinsamen Nenner hat: Grün. Wald, Wein, Wiesen. In diesem Zauberwinkel lässt sich die Muße finden.

Der Mann hinter dem Zauber – Fares Issa

Fares Issa erinnert an ein Universalgenie des Rinascimento. Ursprünglich aus Syrien, kam er nach Italien und studierte an der Universität Perugia Maschinenbau. Parallel entwickelte er sich in Rom vom Tellerwäscher zum Spitzenkoch und arbeitete in renommierten Restaurants. Im Jahr 2020 übernahm er den Agriturismo Ronchi Rò mitten im ländlichen Friaul-Julisch Venetien. Hier wirkt er nun: Als Küchenchef des Restaurants, das sich von traditionellen Osterias küchentechnisch deutlich abhebt. Als Hotelier, dessen fünf Zimmer freien Blick über die Eichen- und Kastanienwälder sowie die vor dem Haus liegenden Weingärten bieten. Und, um das Profil abzurunden, auch als Winzer – ab 2024 sogar biozertifziert.

Ankommen und staunen

Der erste Blick bei Ankunft fällt auf den romantischen Gastgarten. Einer von jenen, die das Gefühl aufkommen lassen, nie wieder aufstehen zu wollen. Eine Flasche Friulano her, Gläser auf den Tisch – und einfach genießen. Mehr braucht es nicht.

Doch zum Glück hört Fares nicht auf zu zaubern. Die Speisekarte, ein gefaltetes Blatt Papier, ist ein Kunstwerk für sich. Die Punkte und Wellen sind gewollt: Kleine Samen sind ins Papier eingearbeitet, nach Entsorgung und Zerfall in freier Natur wachsen daraus Blümchen.

Und dann die Speisenfolge: Fares stellt Herkömmliches auf den Kopf, sodass man die Pasta vielleicht erst nach einem Gericht mit Fleisch oder Fisch isst! Seiner Philosophie zufolge sollte das Sättigende am Ende kommen. Aber: Jeder, wie er möchte. Maximale Freiheit beim Menü, ohne Schubladendenken. Eine Speisenkategorie heißt bei ihm einfach „Blabla“ – und Schmunzeln ist garantiert!

Kulinarische Höhenflüge

Kellner Lorenzo, ebenfalls aus Rom hierherzogen, serviert mit jugendlichem Drive und dennoch stoischer Gelassenheit: Kleinen knusprigen Frico, pur und köstlich. Die Leibspeise der Friulaner im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Capesante auf Jungspinat, darüber ein Klecks Tomaten-Oliven-Paste, sorgen für einen jubelnden Gaumen. Und erst die Wachtelstückchen, mit Lardo und Polenta gebraten, auf einem Bett von frischem Thymian – sie werden vor dem Gast vom Spieß gestreift.

Danach schwebt ein Teller voller Meer herbei: Spaghetto quadrato mit einer Creme aus Seeigel-Polpa und bestem Olivenöl. Zum krönenden Abschluss gibt es noch eine „Art“ Tiramisù im Tontöpfchen, die „Erde“ verbirgt eine zartes Schäumchen, durchsetzt von Schokobiskuit.

Fares empfiehlt passende Weine und verweist gleich auf ein Projekt, das ihm am Herzen liegt: Cerchiorosso – der „rote Kreis“ vereint ausgewählte Collio-DOC-Winzer. Ihre Weine liefert er im Abonnement an seine Kunden. Er hat einen eigenen Algorithmus entwickelt – der Techniker lässt grüßen –, damit die Kunden stets unterschiedliche Weine bekommen. Ergänzt wird die Lieferung um die wichtigsten Ingredienzien für ein Friaul-Gericht zum Nachkochen. Natürlich inklusive Rezept – auf Blümchenpapier.

Freiheit und Wärme

Und jetzt? Ein Liegestuhl gefällig, vielleicht im Schatten unter der majestätischen Linde? Auch das ist hier möglich. Vielleicht streunt gerade die Katze durchs Gras und leistet etwas Gesellschaft. Leise Musik kommt von drinnen – Jazz, weil er für Fares ebenfalls für Freiheit steht. In der kälteren Jahreszeit lockt übrigens im Haus der gemütliche Fogolar, typisch friulanischer geht’s also nimmer.

Und wer jetzt möchte, dass dieser Ort ein Geheimnis bleibt, erzähle bitte niemandem davon. Aber jene, die das Außergewöhnliche schätzen, sind herzlich willkommen.

Kontakt

Ronchi Rò, Località Cime di Dolegna 12, 34070 Dolegna del Collio (GO), Italien

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